Streuobstwiesen tragen als historisch gewachsene Kulturlandschaft massgeblich zum attraktiven Landschaftsbild in vielen Regionen Baden-Württembergs bei. Hinzu kommen vielfache weitere Funktionen, wie der Schutz von Boden, Wasser und insbesondere der Artenvielfalt. Jedoch lassen sich Streuobstwiesen heute kaum mehr wirtschaftlich rentabel nutzen, so dass sie oft nicht mehr ausreichend gepflegt werden. Daher steht inzwischen ihr ökologischer und kulturhistorischer Wert im Mittelpunkt für den Erhalt von Streuobstwiesen. Dieser Bedeutungswandel hat sich in vielen vom Streuobstbau geprägten Landschaften Baden-Württembergs bereits vollzogen. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, den für die Pflege und den Erhalt von Streuobstwiesen notwendigen Aufwand zu gewährleisten, so dass sich die Frage nach alternativen, zusätzlichen Nutzungsformen stellt, um deren wirtschaftliche Inwertsetzung zu fördern.
In einem integrativen Forschungsvorhaben wird darum über einen interdisziplinären Ansatz untersucht, inwiefern positive Wirkungen von Streuobstwiesen in therapeutischen Anwendungen von Gesundheitseinrichtungen berücksichtigt werden könnten, um hierdurch einen neuen Zusatznutzen zu erschließen. So ließen sich durch die Verbindung von Streuobst und Gesundheit neue Wertschöpfungsmöglichkeiten generieren: die extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen mit ihrem gesundheitsförderlichen Potenzial erhielten eine neue, zusätzliche Nutzungsfunktion, durch die ihr Erhalt gefördert werden kann.
Das Projekt führen wir gemeinsam durch mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (Abteilung Geographie – Research Group for Earth Observation (rgeo)) und dem Büro „StadtLandFluss“ durch. Gefördert wird das zweijährige Vorhaben durch das „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden‑Württemberg (MLR). Die Untersuchungen finden in enger Kooperation mit den Modellregionen Bad Schönborn und Tübingen und lokalen Gesundheitseinrichtungen statt.
Das Projekt startete im November 2022. Zunächst wurden anhand von Befragungen von Akteuren aus dem Gesundheitsbereich wie Kliniken, Ärzt:innen und Therapeut:innen mögliche Nutzungsanforderungen an Streuobstbestände in therapeutisch-klinischen Arbeitsfeldern identifiziert. Durch fernerkundliche Bestandsanalyse von Streuobstbeständen mit Hilfe von Drohnenbefliegungen und in Kombination mit terrestrischen Aufnahmen von Bestandsmerkmalen wurden darauf aufbauend die aktuelle und potenzielle Eignung für therapeutische Maßnahmen zur gesundheitlichen Rehabilitation und Prävention beurteilt und mit Akteuren aus dem Gesundheits- und Streuobstbereich Finanzierungsmodelle erarbeitet. Die Ergebnisse werden neben Publikationen in Fachzeitschriften und auf Tagungen der Öffentlichkeit über webbasierte Geoinformationssysteme zugänglich und nutzbar gemacht werden.
Methoden
Recherche von Gesundheitseinrichtungen, die prinzipiell Streuobstlandschaften zu therapeutischen oder gesundheitsförderlichen Zwecken einsetzen können. Strukturierte, problemzentrierte Leitfadeninterviews in Kombination mit der Heidelberger Strukturlegetechnik zur Rekonstruktion subjektiver Theorie in Bezug auf therapeutische Nutzung von Streuobstlandschaften.
Onlinebefragung zur Konsolidierung der mit den qualitativen Methoden erhobenen Inhalten.
Synthese der Ergebnisse und Formulierung von Empfehlungen.